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"Der Einsatz für BNE braucht Mut und Hartnäckigkeit!"

Fabian Ernstberger | Der Abgeordnete im youpaN (Jugendpanel zur Beteiligung an der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans Bildung für nachhaltige Entwicklung [BNE]), erzählt im Interview, warum BNE als Zukunftsbildung so wichtig ist und wie er von vielen anderen Jugendlichen, die sich in ihrer Freizeit für BNE engagieren, inspiriert wurde.

Portrait Fabian Ernstberger
© privat, Fabian Ernstberger

Was bedeutet BNE für Sie?

BNE ist für mich Bildung, die es ermöglicht, dass wir alle gut auf unserem Planeten weiterleben können. Daher nutze ich auch oft den Begriff "Zukunftsbildung". Es ist die Selbstbefähigung, sich kritisch mit dem alltäglichen Leben auseinanderzusetzen und nichts per se als gegeben zu betrachten. Gleichzeitig ist BNE für mich Demokratiebildung, Forschung, der Wandel der Gesellschaft und vieles mehr.

Gibt es jemanden, der Sie zu Ihrem Engagement für BNE inspiriert hat?

Ich glaube, dass es keinen zentralen Auslöser für mein Engagement für BNE gab. Es ist eher so, dass ich "da irgendwie reingerutscht bin". Bereits zuvor habe ich mich im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben" des BMFSFJ (Anm. d. Red.: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) beim örtlichen Kreisjugendring und bundesweit in der Schülerinnen- und Schülervertretung engagiert. Dadurch habe ich bundesweit ein großes Netzwerk an engagierten Jugendlichen. Über dieses Netzwerk habe ich vom youpaN erfahren und konnte mich sofort mit dem Thema identifizieren. Daher kann ich nicht wirklich eine Person als Vorbild nennen, sondern möchte hier alle Jugendlichen, die für ihre Themen einstehen und sich in ihrer Freizeit engagieren, anführen.

Fabian Ernstberger im Porträt

"Bildung schafft gesamtgesellschaftlich Veränderung und Transformation und ermöglicht aufgrund von Forschung eine Verbesserung unserer aller Leben."

QuelleZitat Fabian Ernstberger © Bild: privat, Fabian Ernstberger

Über Fabian Ernstberger:

Fabian Ernstberger ist Schüler und strebt dieses Jahr die allgemeine Hochschulreife an. Der 20-jährige gelernte Bankkaufmann betätigt sich neben der Schule als freier Autor und Journalist. Er moderiert regelmäßig Veranstaltungen und Workshops zwischen politisch Verantwortlichen und Jugendlichen. Dabei ist ihm der "Peer-to-Peer-Ansatz" sehr wichtig, um authentische Kommunikation auf Augenhöhe zu ermöglichen. Ehrenamtlich engagiert er sich in vielen Organisationen ­– unter anderem seit März 2020 im BNE-Jugendforum youpaN. Dabei vertritt er das Gremium als Co-Vertreter in der Nationalen Plattform BNE des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Am liebsten beschäftigt er sich dort mit der politischen Arbeit und dem Dialog mit Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern. Auch wurde Ernstberger 2021 in das Junge Forum der Deutschen UNESCO-Kommission berufen, wobei die UNESCO international für das Weltaktionsprogramm "BNE 2030" verantwortlich ist. So bringt Ernstberger an vielen entscheidenden Stellen seine Expertise zur BNE ein.

Heute sind Sie selbst durch Ihr Engagement eine Vorbildfigur. Wie fühlt sich das an? 

Es ist für mich persönlich sehr aufregend und eine Ehre als Vorbild wahrgenommen zu werden. Gerade als junge Person steht man vor vielen Hürden – und wird oft nicht ernst genommen. In meinem täglichen Leben ist es für mich mittlerweile total normal, mich auf Bundesebene mit diesem Thema zu beschäftigen und dabei mit Ministerien, Politikerinnen und Politikern und anderen wichtigen Personen im Austausch zu sein. Erzählt man aber anderen Leuten von seinem Engagement, so merkt man durch die erstaunten Reaktionen erst, wie besonders und privilegiert diese Rolle eigentlich ist. Daher bin ich auch sehr stolz darauf, dass ich persönlich auf die Bundespolitik Einfluss nehmen kann.

Fabian Ernstberger mit Mikrofon auf der Bühne
© bundesfoto

Ist Netzwerken für nachhaltige Arbeit wichtig und wie gelingt es Ihrer Meinung nach?

Ich finde, dass "Netzwerken" für den Erfolg eines jeden großen Projekts von zentraler Bedeutung ist. In meinem Leben durfte ich schon extrem oft von meinem Netzwerk profitieren und daher investiere ich auch sehr viel Zeit in dessen Pflege. Dabei ist es mir am allerwichtigsten authentisch und ich selbst zu sein. Ich sage immer "lieber nicht perfekt, aber dafür sympathisch", denn es soll mir ja auch Spaß machen. Zudem ist es wichtig, dass man sich traut, fremde Leute anzusprechen, um sie für die eigene Sache zu begeistern. Eine gewisse Offenheit ist auch essenziell, ebenso wie kleine Dinge, die Professionalität ausstrahlen: So hilft mir die klassische Visitenkarte mit meinen Kontaktdaten oft sehr weiter. Insgesamt muss man nicht viel beachten, sondern muss nur mutig und hartnäckig sein.

Was sind Ihre nächsten Projekte oder worauf legen Sie in nächster Zeit Ihren Fokus?

Für mich ist beziehungsweise wird das Jahr 2023 wohl das spannendste Jahr in meinem bisherigen Leben. Ich werde im Juli mein Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife erhalten und danach gilt es – wie nach dem Abschluss meiner Berufsausbildung ­– zu entscheiden, was darauf folgen soll. Dabei spielt die Wahl des passenden Studiengangs wohl die zentralste Rolle. Die Zeit bis zum Beginn meiner neuen Lebensphase "Studium" möchte ich aber für mich persönlich gewinnbringend nutzen: So will ich eine Zeit lang im Ausland verbringen, um neue Erfahrungen sammeln, meine Sprachkenntnisse zu verbessern und viel zu erleben. Das reicht von Konzerten bis hin zu vielen Aktivitäten mit meinen Freunden. Es gibt dieses Jahr also viel zu regeln und zu erleben.

Fabian Ernstberger im Porträt
© privat, Fabian Ernstberger

Wie setzen Sie in Ihrem Alltag Nachhaltigkeit um?

Im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit versuche ich vor allem, so wenig wie möglich mit dem Auto zu fahren, stattdessen nutze ich die Bahn bzw. den ÖPNV (Anm. d. Red.: Öffentlicher Personennahverkehr). Aktuell wohne ich noch auf dem Land, wo dies leider mit sehr viel Zeitverlust einhergeht oder schlicht unmöglich ist. Hier wünsche ich mir eine Angleichung der Lebensverhältnisse von Stadt und Land. Neben dem Genannten sind es auch viele kleinere Dinge, wie etwa Mülltrennung. Wichtig sind für mich aber auch die sozialen Dimensionen der Nachhaltigkeit, denn diese gehen auch im politischen Kontext oft unter. Hier versuche ich bei all meinen Ehrenämtern und Tätigkeiten auf Partizipationsmöglichkeiten bei (politischen) Entscheidungsprozessen hinzuweisen oder darauf hinzuwirken, dass diese überhaupt erst geschaffen werden. Was mir dabei sehr oft auffällt ist, dass ein Ehrenamt oft nicht als ein solches verstanden wird und man die Kapazitäten der ehrenamtlichen Personen fest einplant oder wenig Verständnis für andere Termine hat.

Petrolfarbener Handabdruck auf gelbem Hintergrund.

"Wichtig sind für mich die sozialen Dimensionen der Nachhaltigkeit, denn diese gehen auch im politischen Kontext oft unter."

QuelleZitat Fabian Ernstberger © Bild: BMBF

Was ist Ihrer Meinung nach die Stärke oder das Potenzial der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten BNE-Kampagne?

Ich freue mich wirklich sehr darüber, dass das BMBF sich für die Umsetzung dieser Kampagne entschieden hat. Es ist ein deutliches Signal der aktuellen Bundesregierung, dass BNE eines der prioritären Themen der Legislatur ist. Ganz besonders freut mich die Realisierung der Kampagne, da eine solche Öffentlichkeitskampagne ein Vorschlag von mir bei der Sitzung der Nationalen Plattform BNE des BMBFs im Mai 2022 war. Daher ist es auch für mich persönlich eine großartige Erfahrung in Sachen Selbstwirksamkeit. Zudem sehe ich die Herausforderung, dass das Thema BNE auch in die breite Bevölkerung getragen werden muss, denn aktuell ist BNE ein Thema, dass sich sehr stark in seiner eigenen Blase bewegt. Das muss sich ändern – und dafür kann diese Kampagne hoffentlich erste Grundsteine legen.

Fabian Ernstberger mit Mikrofon auf der Bühne

"Seien Sie mutig, kämpfen Sie für Ihre eigenen (nachhaltigen) Belange und schließen Sie sich dafür mit anderen zusammen."

QuelleZitat Fabian Ernstberger © Bild: bundesfoto

Drei Dinge für die Zukunft

Mein Tipp für andere

"Mut haben!" – so lässt es sich sehr verkürzt beschreiben. Seien Sie mutig, kämpfen Sie für Ihre eigenen (nachhaltigen) Belange und schließen Sie sich dafür mit anderen zusammen.

Meine Vision für 2030 und 2050

Meine Utopie oder Vision ist es, dass wir uns alle als Gesellschaft freiwillig an der Transformation beteiligen und es Konsens ist, dass wir diese Veränderung benötigen, um unseren Wohlstand und unser Leben auf dem Planeten Erde zu sichern. Daher ist es bereits heute besonders wichtig, Investitionen in die Zukunft zu tätigen.

Mein dringlichstes Nachhaltigkeitsziel

Für mich ist dies definitiv SDG 4 "hochwertige Bildung" (Anm. d. Red.: Sustainable Development Goals; 17 globale Nachhaltigkeitsziele wurden 2015 von den Vereinten Nationen in der Agenda 2030 definiert). Bildung ist nicht nur auf der persönlichen Ebene der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben, Bildung schafft gesamtgesellschaftlich Veränderung und Transformation und ermöglicht aufgrund von Forschung eine Verbesserung unserer aller Leben. Ich glaube auch, dass Innovationen gegen den Klimawandel essenziell für unser Überleben sein werden.