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 "Wir brauchen viel Wissen in unserer Gesellschaft!"

Jacob Beautemps | Der Science-YouTuber Jacob Beautemps spricht Im Interview über seine Leidenschaft, Wissen zu vermitteln sowie über die Bedeutung des Zusammenrückens der Weltgemeinschaft, um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen. Außerdem spricht er über seinen Doktorvater Prof. Dr. André Bresges, der ihn immer wieder dazu anregt, Dinge zu hinterfragen und die Bedeutung von Wissensvermittlung nahelegt.

Jacob Beautemps in rotem Kapuzenpullover hält seine grün bemalte Hand in die Kamera, daneben das Zitat über sein Vorbild, sein Doktorvater Prof. Dr. André Bresges: "Ich habe stets geschätzt, wenn Menschen ihr Wissen mit mir teilen."
© BMBF/berlin-event-foto.de/Jürgen Schulzki

Seit 2018 betreiben Sie zusammen mit der Produktionsfirma i&u TV den erfolgreichen YouTube-Kanal "Breaking Lab" sowie den Instagram-Kanal "breakinglab". Wie kam es zu dem Impuls, wissenschaftliche Themen in den sozialen Medien für alle zugänglich zu machen?

Ich wollte eigentlich immer Physik-Lehrer werden, weil ich Physik sehr spannend finde und ich es immer toll fand, Menschen etwas beizubringen. Zudem begeistere ich mich seit jeher für Medien – und bin dann eher durch Zufall "Science-YouTuber" geworden. Während meines Studiums hatte ich einen Nebenjob bei einer Produktionsfirma und die haben mich mal gefragt, ob ich einen Kanal für sie produzieren könnte. So bin ich da reingerutscht. Dabei angetrieben hat mich, dass ich Menschen etwas näherbringen kann.

Als Science-YouTuber ist es mir wichtig, Wissenschaft in einfacher Sprache zu vermitteln, sodass das Wissen für alle zugänglich und verständlich ist. Das Internet bietet zur Wissensverbreitung eine tolle Möglichkeit. Ich bin davon überzeugt: Wir brauchen viel Wissen in unserer Gesellschaft! Früher war es außerhalb der Schule sehr schwer, mit wissenschaftlichen Themen in Berührung zu kommen. Durch YouTube und anderen Plattformen hat sich das geändert. Nun kann man zu Hause Clips mit wissenschaftlichen Themen ansehen. Schon einige Personen haben mir gesagt, dass sie ihr Studium aufgrund meiner Videos ausgewählt haben. Das finde ich so wertvoll und das treibt mich jeden Tag an, weiterzumachen!

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Gibt es jemanden aus dem Bildungsbereich, der oder die Sie zu Ihrem nachhaltigen Einsatz bzw. zu Ihrer Bildungsarbeit inspiriert hat?

Ich habe von sehr vielen Menschen, wertvolle Inspiration mitgenommen. Ich habe stets geschätzt, wenn Menschen ihr Wissen mit mir teilen. Aktuell ist mein Doktorvater Prof. Dr. André Bresges ein Mentor für mich. Er betreut mich bei meiner Doktorarbeit mit dem Thema "Lernen mit Videos und wie man das optimieren kann" an der Universität zu Köln. Er regt mich einerseits stets dazu an, die Dinge zu hinterfragen – und anderseits hat er mir auch vermittelt, wie wertvoll die Wissensweitergabe ist.

Jacob Beautemps mit rotem Pulli zeigt mit seiner linken Hand nach vorn und lächelt.

"Ich fand es immer toll, Menschen etwas beizubringen."

 

QuelleZitat Jacob Beautemps © Bild: BMBF/berlin-event-foto.de/Jürgen Schulzki

Über Jacob Beautemps:

Jacob Beautemps, 29, ist erfolgreicher Science-YouTuber, -Influencer, Forscher und Doktorand an der Universität zu Köln. Seit 2018 betreibt er zusammen mit der Produktionsfirma i&u TV den erfolgreichen YouTube-Kanal "Breaking Lab" sowie den Instagram-Kanal "breakinglab", auf denen er aktuelle Themen wissenschaftlich betrachtet und in einfacher Sprache für alle zugänglich vermittelt. Außerdem ist er der Initiator des jährlichen Spendenformats "YouTopia", dass sich den Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit widmet.

 

Sowohl auf Ihren Kanälen gibt es immer wieder nachhaltige Themen als auch in Ihrer Dokureihe "Science for Future", in welcher Sie sich Lösungen für die größten Probleme unserer Zeit anschauen. Welchen Mehrwert wünschen Sie sich für Ihre Follower?

Ich versuche, stets einen konstruktiven Ansatz beim Thema Nachhaltigkeit abzubilden. Und ich versuche, Hoffnung zu machen. Denn ist es ganz wichtig, dass wir die Hoffnung nicht verlieren. Denn es wäre fatal, wenn die Menschen sich denken würden, es ist eh schon alles verloren – da kann ich nichts mehr tun. Mir ist es wichtig, konkrete Lösungen aufzuzeigen – zum Beispiel neue Entwicklungen, die dem Klimaschutz zugutekommen. Wir haben viele Lösungsbausteine, die schon existieren. Ich möchte meine Aufmerksamkeit darauf richten, damit jene nachhaltigen Organisationen mehr Unterstützung bekommen. Mir ist es wichtig, mehr auf Lösungen, anstatt auf Probleme zu blicken!

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Jacob Beautemps in rotem Pulli hebt den Zeigefinger zum Kinn und lächelt in die Kamera.

"Mir ist es wichtig, mehr auf Lösungen, anstatt auf Probleme zu blicken!"

 

QuelleZitat Jacob Beautemps © Bild: BMBF/berlin-event-foto.de/Jürgen Schulzki

Zusammen mit der Produktionsfirma i&u TV haben Sie vor drei Jahren das Spendenformat YouTopia zu den Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit entwickelt. Wird es 2023 eine neue Runde geben – und wie wird sie aussehen?

Ja, die Planung der 4. Runde von YouTopia steht gerade sehr in meinem Fokus. Uns ist es wichtig, die Reichweite der Influencerinnen und Influencer dafür zu nutzen, um noch mehr NGOs (Anm. d. Red.: Non-Governmental Organisations; auf Deutsch: Nichtregierungsorganisationen) zu unterstützen. Bei YouTopia handelt es sich um ein mehrtägiges Livestream-Event in Deutschland und Frankreich, bei dem viele YouTuber und Twitch-Streamer gemeinsam in einer Kuppel leben und prominente Gäste empfangen. Es dreht sich alles um Nachhaltigkeit: Von Tipps zu veganem Kochen bis zur richtigen Mülltrennung. Während des Livestreams sammeln wir Spenden. In den vergangenen Jahren haben wir mit den Spendengeldern zum Beispiel 100.000 Bäume gepflanzt, zusammen mit einer NGO Müll aus den Gewässern gefischt, Orang-Utans ausgewildert, oder ein Haus für eine Flutopfer-Familie gebaut. Dieses Format wollen wir natürlich weiter ausbauen.

Ist Netzwerken für nachhaltige Arbeit wichtig und wie gelingt es Ihrer Meinung nach?

Ja, Netzwerken ist sehr wichtig! Wir können die Klimakrise nur gemeinsam bewältigen! Es ist wichtig, dass wir immer mehr Leute ins Boot holen – und auch solche, die nicht immer genau unsere Einstellung teilen. Wir müssen nicht nur als Land, sondern auch als Welt zusammenarbeiten. Diese große Herausforderung gelingt am besten, wenn man auch versucht, die andere Perspektive zu verstehen. Das heutige Problem ist oft das Schwarz-Weiß-Denken – dabei ist man oft gar nicht so weit auseinander, wie man denkt. Es wird sich keine Person finden, die sagt: „Ich will nicht in einer sauberen Umwelt mit sauberer Luft leben.“

Petrolfarbener Handabdruck auf gelbem Hintergrund.

"Wir können die Klimakrise nur gemeinsam bewältigen!"

QuelleZitat Jacob Beautemps © Bild: BMBF

Wie setzen Sie in Ihrem Alltag Nachhaltigkeit um?

Eines vorweg, ich bin nicht perfekt und auch kein Green-Influencer an sich. Aber da ich mich mit Nachhaltigkeit beschäftige, achte ich natürlich auf bestimmte Dinge. Ich versuche, weniger zu konsumieren, esse weniger Fleisch und fahre viel mit dem Fahrrad. Ich glaube mein größter Hebel ist, dass ich mit Menschen über Nachhaltigkeit spreche. Vieles kann aber zum Beispiel nur in der Politik und Wirtschaft beeinflusst werden, daher ist es so wichtig, zu den Wahlen zu gehen.

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Wie ist es für Sie, heute ebenfalls ein Vorbild für andere zu sein?

Am Anfang fühlte es sich sehr ungewohnt an. Aber natürlich freut man sich, wenn Menschen auf einen zukommen und sagen: "Hey, durch deine Videos habe ich meine heutige Ausbildung oder mein Studium ausgewählt". Das ist sehr wertvoll, bringt aber auch Verantwortung mit sich. Dadurch, dass man im Blickfeld ist, hat man natürlich auch den Druck, möglichst keine Fehler zu machen. Aber das gehört dazu.

Drei Dinge für die Zukunft

Mein Tipp für andere

Das Wichtigste ist, dass man es einfach macht. Gerade am Anfang ist man vielleicht unsicher, wie es aufgenommen wird, oder hat Angst, dass man scheitert. Da ist es wichtig, zu erkennen, dass diese Unsicherheit dazu gehört. Wichtig ist, die Perspektiven aller mitzudenken und authentisch zu sein. Außerdem sollte man etwas tun, wofür man brennt – ansonsten hält man es nicht durch.

Meine Vision für 2030 und 2050 

Ich würde mir wünschen, dass wir als Weltgemeinschaft wieder mehr zusammenzurücken. So schlimm der Klimawandel auch ist, bringt sie doch die Chance mit, dies zu tun. Denn die Klimakrise betrifft jedes Land. Nur wenn wir zusammenarbeiten, können wir sie bewältigen. Denn von einer gesunden Erde profitieren wir am Ende alle.

Für 2030 wünsche ich mir, dass wir erneuerbare Energien vermehrt ausgebaut haben. Dies reduziert nicht nur den CO2-Ausstoß, sondern ist auch wichtig für Unabhängigkeit. Ich hoffe, dass bis dahin Konflikte gelöst sind und wir beginnen als Weltgemeinschaft an einem Strang zu ziehen. Für 2050 hoffe ich, dass wir das verlässlich umsetzen, was wir uns zusammen vorgenommen haben – und dafür sorgen, dass wir eine gesunde Umwelt haben.

Mein dringlichstes Nachhaltigkeitsziel

Als besonders dringlich erachte ich SDG 7 „Bezahlbare und saubere Energie“ (Anm. d. Red.: Sustainable Development Goals; auf Deutsch Ziele für nachhaltige Entwicklung). Denn wenn wir es schaffen, saubere Energien möglichst unabhängig herzustellen, haben wir schon sehr viele Probleme gelöst. Da wir in allen Bereichen weniger CO2 ausstoßen würden, somit bessere Luft hätten – und wir nicht mehr so stark auf Importe von Kohle, Öl und Gas angewiesen wären. Daher finde ich es so wichtig, erneuerbare Energie auszubauen und auch in Forschungen für Alternativen zu investieren. Da gibt es schon jede Menge spannende Ideen, die unterstützt werden sollten.