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"Es motiviert mich, zum Gedankenaustausch anzuregen"

Ralph Caspers | Der Fernsehmoderator und Autor Ralph Caspers berichtet im Interview über seine Lebenseinstellung, seine Gedanken zu Inspirationsfiguren sowie seiner Motivation, Bücher zu schreiben. Außerdem spricht er davon, warum er Investitionen in hochwertige Bildung für essenziell wichtig erachtet, um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen.

Ralph Caspers hält seine grün bemalte Hand in die Kamera, daneben das Zitat von ihm: "Alles, was man macht, prägt einen und man prägt es auch selbst."
© berlin-event-foto.de/Jürgen Schulzki

Herr Caspers, seit über zwei Jahrzehnten vermitteln Sie Kindern und Jugendlichen als Autor und Moderator Wissen in verständlicher Sprache. Kamen Sie durch Zufall zu Wissensformaten für Kinder – oder war es eine bewusste Entscheidung?

Ich bin da ehrlich gesagt durch Zufall reingerutscht. Beim Fernsehen habe ich angefangen, weil meine Mutter mir dort ein Praktikum besorgt hatte – und dann habe ich mich anscheinend einigermaßen okay angestellt, sodass ich bis heute dortbleiben konnte. Also es war dann auch eine Reise von dem einen Sender zum anderen, von Game-Shows zu Tiersendungen bis hin zu Wissenssendungen. Leute im Sender haben mich gesehen und gefragt, ob ich nicht auch Lust hätte, dieses oder jenes zu machen. So bin ich zum Beispiel zur "Die Sendung mit der Maus" gekommen – und so ging es weiter aufgrund einer Reihe von glücklichen Ereignissen. Allerdings arbeite ich dort im Studio nicht mit Kindern zusammen. Meist mache ich Dinge, die ich eigentlich für mich mache. Meine Arbeit hat sich immer durch Zufall ergeben, auch wenn ich weiß, was ich will und was ich nicht will. Und was ich will, entscheide ich immer in der jeweiligen Situation.

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Wenn Sie sagen, dass Sie Dinge meist für sich selbst machen, ist die eigene Wissenserweiterung eine Motivation für die Wissenssendungen?

Ja, ich bin schon ein neugieriger Mensch. Ich möchte wissen, wie die Dinge funktionieren. Meine Arbeit ist eine immerwährende Fortbildungsmaßnahme.

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Inwieweit hat Sie Ihre jahrelange Arbeit in Wissenssendungen geprägt?

Natürlich alles, was man macht, prägt einen und man prägt es auch selbst. Zum Beispiel habe ich bei "Wissen macht Ah!" die Texte geschrieben, Regie geführt und vieles mehr. Da steckt also sehr viel Prägung von mir drin. Aber ich bin eigentlich kein Mensch, der sich darüber Gedanken macht, inwieweit mich etwas prägt oder ich andere präge. Ich bin wie ich bin und wenn mich etwas prägt, bin ich zwar verändert, aber immer noch ich. Aber natürlich bin ich mir bewusst, dass wir uns gegenseitig beeinflussen. Ich lerne zum Beispiel viel von meinen Kolleginnen und Kollegen.

Ralph Caspers im roten Pullover hat eine Hand vor dem Bauch verschränkt, die andere zeigt mit der Handfläche nach oben.

"Alles, was man macht, prägt einen und man prägt es auch selbst."

 

QuelleZitat Ralph Caspers © Bild: berlin-event-foto.de/Jürgen Schulzki

Über Ralph Caspers:

Ralph Caspers ist mehrfach ausgezeichneter Fernsehmoderator und Autor. In seinen Moderationen bei "Die Sendung mit der Maus" (WDR), "Wissen macht Ah!" (WDR) und "Quarks" (WDR) vermittelt er Menschen jeden Alters seit über zwei Jahrzehnten Wissen in verständlicher Sprache. Auch seine zahlreichen Buchveröffentlichungen widmen sich der Wissensvermittlung für Kinder und Jugendliche – und ebenso nachhaltigen wie auch sozialen Fragen. Zudem engagiert sich Caspers als deutscher Botschafter der "UN-Dekade Biologische Vielfalt" sowie als Botschafter des Wahlprojekts "Kinder- und Jugendwahl U18".

Sie haben viele Kinder- und Jugendbücher verfasst oder mitverfasst. Die Bücher widmen sich der Wissensvermittlung, nachhaltigen und ebenso sozialen Themen – wie z. B. Kommunikationstipps für Gespräche mit den Eltern oder Ratgeber für die Pubertät. Was inspiriert Sie zu diesen Büchern und welchen Mehrwert wünschen Sie sich für Ihre jungen Leserinnen und Leser?

Mich inspiriert vor allem meine eigene Neugierde. Ich finde es interessant, über die unterschiedlichsten Themen nachzudenken. In meiner Buchreihe "99 Fragen" rege ich andere Menschen zum Gedankenaustausch an – das ist etwas, das mich motiviert. Ich möchte, dass die Leute Spaß haben am Nachdenken und am Überlegen. Wenn ich allerdings Gute-Nacht-Geschichten schreibe, dann möchte ich einfach nur eine Geschichte erzählen und bestenfalls lese ich sie so langweilig vor, dass die Menschen dabei einschlafen. Dann habe ich das Ziel einer Gute-Nacht-Geschichte erreicht. Sprich, mich spornen unterschiedliche Motivationen an – das ist projektabhängig.

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Herr Caspers, Sie sind ja auch Vater, haben Ihre Kinder Sie ebenfalls zum Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern inspiriert?

Ich finde es immer schwierig, eine einzelne Sache oder Person herauszupicken, die mich zu etwas inspiriert hat. Das ist bei mir nicht so. Bei mir verhält es sich so, dass alles mir Ideen geben kann – und ich bin offen für alles, das auf mich hereinprasselt. Es ist wie im Regen stehen, da gibt es auch nicht den einen Regentropfen, der mich nass macht – sondern der Regen im Gesamten. So betrachte ich auch die Inspirationen im täglichen Leben. Jeder kleine Inspirationstropfen ist bedeutend, aber es fällt mir schwer zu sagen: Dieser eine war der Auslöser.

Ralph Caspers im roten Pullover hält den Zeigefinger der linken Hand fragend ans Kinn, der rechte Arm ist vor dem Bauch verschränkt.

"Jeder kleine Inspirationstropfen ist bedeutend."

 

QuelleZitat Ralph Caspers © Bild: berlin-event-foto.de/Jürgen Schulzki

Das bedeutet, es gibt nicht eine konkrete Person, die Sie zu ihrem Tun inspirierte, sondern ganz viele?

Genauso ist es. Und das kann sowohl im positiven Sinne geschehen als auch im negativen. Es gibt ja auch negative Idole. Leute, bei denen man sich denkt: So möchte ich auf keinen Fall sein! Und diese inspirieren dann ja auch auf eine eigene Art, um bestimmte Handlungsweisen zu vermeiden. Und all das kommt dann zusammen und sorgt am Ende dafür, dass man so ist, wie man ist und sich so benimmt, wie man sich benimmt.

Nun ist es aber so, dass Sie für viele junge Erwachsene eine Vorbildfigur sind, da diese einen Teil ihrer Kindheit mit Ihnen verbinden – und vielleicht auch in gewisser Weise von Ihren Sendungen geprägt wurden. Wie ist es für Sie, in diese Vorbildrolle zu schlüpfen?

Das ist ein schönes Gefühl. Zum Beispiel habe ich im Jahr 2017 den Bundeswettbewerb "Jugend forscht" moderiert. Am Tag vor der Moderation bin ich durch die Ausstellungsräume gegangen und habe mir die Projekte der jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angesehen. Das war sehr herzerwärmend, als etwa 80 Prozent der jungen Menschen zu mir meinten, sie seien nur zur Wissenschaft gekommen, weil sie immer meine Sendungen geguckt hätten. Dass ihre Liebe zur Wissenschaft mit mir und meiner Arbeit in Verbindung gebracht wird, ist schon etwas Besonderes. Aber zeitgleich bin ich mir sicher, dass diese Menschen auch ohne mich ihr Interesse für Wissenschaft entdeckt hätten – durch irgendein anderes Ereignis oder mehrere Ereignisse. Aber nichtdestotrotz ist es eine große Ehre, dass viele ihre Begeisterung für Wissenschaft mit mir in Verbindung bringen.

Gäbe es die vielen niedrigschwelligen Wissenssendungen allerdings nicht, hätten diese jungen Menschen vielleicht nicht ihre Liebe zur Wissenschaft entdeckt. Und gerade "Die Sendung mit der Maus" hat eine große Bekanntheit, das heißt also schon, dass das Tun der Einzelnen oder Ihr Schaffen inspirieren kann und einen Unterschied machen kann. Meinen Sie nicht?

Doch, das stimmt, das ist ein schöner Gedanke.

Ralph Caspers im roten Pullover hebt gestikulierend beide Hände.

"Es ist eine große Ehre, dass viele ihre Begeisterung für Wissenschaft mit mir in Verbindung bringen!"

 

QuelleZitat Ralph Caspers © Bild: berlin-event-foto.de/Jürgen Schulzki

Es findet also bei Moderationen ein Austausch mit der Zielgruppe Ihrer Wissensendungen statt. Wie sieht es mit Netzwerken aus, ist dies für Ihre Arbeit wichtig?

Ja, dadurch, dass ich eigentlich von nichts eine Ahnung habe, muss ich mit vielen Menschen reden, die mir dann eine richtige Antwort nennen, die ich dann in meinen Sendungen weitergeben kann. Aber das ist kein klassisches Netzwerken an sich.

Sie haben ja erzählt, dass Sie selten etwas in Ihrem Leben planen und eher in die Projekte reinrutschen. Im Nachhinein gesehen, sind Sie schon mal in etwas reingerutscht, dass Sie bedauern?

Bestimmt. Aber ich habe die ganz tolle Eigenschaft, dass ich Sachen, die für unangenehme Dinge stehen, immer sehr großzügig vergesse. Ich erinnere mich immer lieber an die schönen Sachen. Ich habe da so eine Happy-go-lucky-Haltung (Anm. d. Red.: unbekümmerte Lebensweise), die das Leben angenehmer macht. Natürlich gab es unschöne Momente, aber die werden später auch oft zu den besten Anekdoten. Ich sehe gerne das Nette am Ende.

Das ist eine sehr positive Einstellung. Wie begegnen Sie nun aber den Herausforderungen unserer Zeit, beispielsweise der Klimakrise?

Da springe ich hin und her. Manches Mal sehe ich alles schwarz und denke mir, wir sind komplett verloren. Dann denke ich mir, meine Generation und die davor hatten ein echt schönes Leben, aber für die nachfolgenden sieht es düster aus. Und dann denke ich mir wieder, wir Menschen sind total anpassungsfähig und werden sicherlich auch zu diesen immensen Problemen eine Lösung finden, wie wir relativ gut damit umgehen können.

Wie passen Sie persönlich Ihren Alltag in Bezug auf Nachhaltigkeit an?

Das Übliche: Ich fahre viel mit dem Fahrrad und versuche Autofahrten zu reduzieren. Ebenfalls bemühe ich mich um wenig Plastikmüll. Ich versuche nachhaltig zu sein, dabei aber nicht zu verbissen zu sein. Wenn man beispielsweise mal Lust hat, Schokolade zu essen, dann sollte man dies auch tun. Man kann dennoch darauf achten, dass sie aus einem fairen Handel kommt und nicht ausbeuterisch hergestellt wurde.

Zwei Dinge für die Zukunft

Mein Tipp für andere

Einfach machen. Es fängt immer mit dem ersten Schritt an. Selbst wenn man große Pläne hat, muss man erstmal losgehen und dann kann man gucken, in welche Richtung man weitergehen möchte.

Mein dringlichstes Nachhaltigkeitsziel

Erstmal SDG 4 "Hochwertige Bildung" (Anm. d. Red.: Sustainable Development Goals; 17 globale Nachhaltigkeitsziele wurden 2015 von den Vereinten Nationen [UN] in der Agenda 2030 definiert): Ich hoffe, dass wir es nicht versäumen, genügend Geld in Bildung zu stecken. Ich denke, das ist der Grundstock und das Allerwichtigste, dass die Menschen ermächtigt werden, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Hat man keine gute Bildung, können einem alle alles erzählen – und das wäre fatal. Und natürlich finde ich Kinderarmut ganz schlimm und wünsche mir eine sozialgerechtere Welt.