Navigation und Service

"Jede noch so kleine Veränderung ist wertvoll"

Robin Blase | Der Content Creator und Online-Video-Produzent Robin Blase alias "RobBubble" erzählt im Interview davon, warum er seine Reichweite in Zukunft zunehmend für Nachhaltigkeitsthemen nutzen möchte, was ihm Angst macht, wenn er an die Zukunft denkt – und was seine eigene Tochter mit dem Ganzen zu tun hat.

Robin Blase hält seine grün bemalte Hand in die Kamera und lächelt, daneben ein Zitat über sein Vorbild, seine Tochter: "Ich fühle mich jetzt auch für das Leben meiner Tochter verantwortlich."
© berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler

Herr Blase, in den letzten Jahren geht es auf Ihren Kanälen zunehmend um Nachhaltigkeitsthemen. Was hat das mit Ihrer Tochter zu tun?

Ich habe auch schon vor ihrer Geburt 2016 bewusst gelebt. Aber durch sie wurde die Frage nach dem eigenen Verhalten nochmal deutlich emotionaler für mich. Zumindest macht mich das verantwortungslose Verhalten der Anderen und die Gesamtsituation der Welt jetzt noch wütender. Ich mache mir mehr Gedanken als vorher, wie unwahrscheinlich es ist, dass wir das 1,5-Grad-Ziel einhalten, und wie rasant sich die Welt wegen des Klimawandels verändert. Im Jahr 2050 wird meine Tochter so alt sein wie ich jetzt und für diesen Zeitraum gibt es erschreckende Prognosen – etwa wie hoch der Meeresspiegel bis dahin gestiegen ist und wie große Teile Europas bis dann komplett unter Wasser stehen. Dazu etliche weitere Konsequenzen. Ich selbst bin dann schon um die 60 und hab ein schönes Leben gehabt. Aber ich fühle mich jetzt auch für das Leben meiner Tochter verantwortlich. Sie wird das, was ich und wir alle genießen konnten, nicht mehr genießen können. Für mich ist das so, als ob wir alle wissen: In 30 Jahren wird eine Katastrophe passieren, aber wir verhindern sie einfach nicht. Und ich lebe mit dem Wissen, dass sie das alles erleben und durchmachen könnte und potenziell eine miserable Zukunft vor sich hat. Das ist einfach eine schreckliche Vorstellung als Vater.

Waren Sie bereits in jungen Jahren an Nachhaltigkeit interessiert oder kam das erst später?

Mir war schon immer wichtig, bewusst zu leben und zu handeln. Mit meiner Reichweite als Influencer hat sich dieses Gefühl dann aber schon nochmal extrem verstärkt: Auch wenn du nicht auf Social Media unterwegs bist, kannst du natürlich als junger Mensch einiges tun. Aber wenn dir plötzlich 10.000 oder mehr Leute zuhören, hat das eine völlig andere Tragweite. Da hatte ich das Gefühl: Jetzt kann ich richtig was bewegen.

Robin Blase steht in die Kamera schauend vor einem weißen Hintergrund und hat seine beiden Hände mit den Handflächen nach oben nach vorn ausgestreckt.

"Ich will den Leuten deutlich machen: Wir müssen wirklich viel ändern. Und zwar jetzt sofort."

QuelleZitat Robin Blase © Bild: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler

Über Robin Blase:

Robin Blase ist YouTuber, Podcaster, Schauspieler und Moderator. Bereits mit 14 Jahren betrieb er einen Gaming-Podcast, später gründete er zusammen mit Claudia Langer die Produktionsfirma und Agentur Richtig Cool GmbH. Neben dem Satire- und Comedy-Kanal "RobBubble" betreibt er mit Lisa Ludwig den Podcast "Lästerschwestern" und ist einer der Hosts des funk-Reportage-Kanals "follow me.reports". Der jährliche Twitch-Livestream "Loot für die Welt", den er gemeinsam mit den YouTubern LeFloid, Frodoapparat und den Space Frogs initiiert hat, spielte bereits über 2,5 Millionen Euro für wohltätige Organisationen ein.

Mit dem Twitch-Livestream "Loot für die Welt" haben Sie zusammen mit LeFloid, Frodoapparat und den Space Frogs eine große Spendenaktion für gemeinnützige Zwecke initiiert. Wie kam es dazu?

Wir waren eine der ersten Gruppen in Deutschland, die schon früh ihre Social-Media-Reichweite für gesellschaftlich relevant erscheinende Anliegen eingesetzt hat. Wir wollten die Aufmerksamkeit auf Themen lenken, die uns wichtig erschienen – das war auch der Hintergedanke bei der Spendenaktion. Gleichzeitig wollten wir die Leute auch unterhalten und ein cooles Event auf die Beine stellen. Also im Prinzip das, was ein Spendenmarathon im Fernsehen für die Älteren ist, auch für die Internet-Generation zu machen. So etwas gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf Plattformen wie Twitch.

Nachhaltigkeit und BNE in den Medien

Wie ist es für Sie, ein Vorbild für andere zu sein?

Wenn man das erste Mal von fremden Menschen auf der Straße erkannt wird oder auf einem Event wie den Videodays plötzlich Massen deinen Namen kreischen, wird einem bewusst: Okay, ich erreiche wirklich die Menschen – und muss jetzt viel vorsichtiger sein, als wenn ich mich mit meinen Freunden unterhalte. Mir dessen bewusst sein, dass ich Menschen mit meinen Videos erreiche, die womöglich in einer ganz anderen Lebenssituation sind als ich in meiner kleinen Bubble. Ich bekomme jetzt nicht gerade viele Nachrichten, dass jemand wegen mir seinen Lebensstil komplett geändert hätte. Aber was mir die Leute schon schreiben, ist, dass sie sich ein bestimmtes Produkt auf meine Empfehlung hin gekauft haben oder in einen von mir empfohlenen Film gegangen sind. Ich habe also einen Einfluss auf deren Konsumverhalten und kann sie in Richtung eines nachhaltigeren Lebensstils beeinflussen, indem ich die entsprechenden Produkte empfehle.

Videointerview mit Robin Blase anlässlich der Kampagne „Lernen. Handeln. Gemeinsam Zukunft gestalten. Bildung für nachhaltige Entwicklung“

Unter dem Titel „Lernen. Handeln. Gemeinsam Zukunft gestalten. Bildung für nachhaltige Entwicklung“ macht das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit Anfang 2023 mit einer Kampagne auf das Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) aufmerksam.

: Video : 02:14

Wie setzen Sie denn in Ihrem Alltag Nachhaltigkeit um?

Ich vermeide, so gut es geht, zu fliegen und nehme etwa innerhalb von Europa eigentlich nur noch den Zug. Außerdem fahre ich viel Fahrrad und kaum mit dem Auto. Ich ernähre mich vegetarisch und wenn möglich vegan – ich bin ein riesiger Fan von vielen veganen Ersatzprodukten. Aktuell heize ich so wenig wie möglich und bin komplett auf Smart Home mit Sprachsteuerung aller Lampen umgestiegen, sodass ich nur dann und dort Licht anhabe, wo ich es auch wirklich brauche.

Zukunftsesser: Bildungsangebot zur klimafreundlichen Ernährung

Petrolfarbener Handabdruck auf gelbem Hintergrund.

"Wir müssen einfach alles tun, was möglich ist, um das Ruder irgendwie noch herumzureißen."

QuelleZitat Robin Blase © Bild: BMBF

Was sind Ihre nächsten großen Vorhaben im sozialen oder nachhaltigen Bereich?

Grundsätzlich möchte ich noch mehr meine Reichweite dazu nutzen, die Leute aufzuklären und ihnen deutlich zu machen: Wir müssen wirklich viel ändern. Und zwar jetzt sofort. Mein Plan ist es, auf meinem Kanal in Zukunft mehrere Videos zu veröffentlichen, die sehr klar kommunizieren: Das hier ist es, was auf uns nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft zukommt. Das hier ist das, was durch den Klimawandel jetzt schon passiert und ihr vielleicht gar nicht mitbekommen habt. Und das sind übrigens 1,5 Grad – und anders, als ihr vielleicht denkt, sind 1,5 Grad nicht was Gutes, sondern bedeutet schon eine massive Veränderung unserer Lebenswelt. Aber gleichzeitig dürfen wir auch die Hoffnung nicht aufgeben. Das würde ich alles gerne noch mehr kommunizieren auf meinem Kanal – in der Hoffnung, ein, zwei Leute mehr zu erreichen, die es sonst vielleicht nicht erreicht hätte.

Das geht zusammen mit anderen besser: Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach das Netzwerken?

Erstmal glaube ich, dass wir noch viel mehr intrinsische Motivation brauchen, also aus den Menschen selbst, um Druck auf Politik und Wirtschaft auszuüben. Natürlich hilft es immer, mit Leuten zu sprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Nehmen wir Fridays for Future: Bei denen fand ich es sehr inspirierend, wie sie es geschafft haben, wirklich etwas zu verändern – obwohl sie anfangs belächelt wurden. Das hat auch damit zu tun, dass sich dort viele junge Leute und Gruppen miteinander vernetzt und an einem Strang gezogen haben.

Robin Blase steht in die Kamera lächelnd vor einem weißen Hintergrund, eine Hand am Kinn, die andere vor der Brust verschränkt.

"Meine Hoffnung ist, dass wir bis 2030 unseren Lebensstil radikal verändern – und zwar freiwillig."

QuelleZitat Robin Blase © Bild: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler

Wie kann Ihrer Meinung nach die Kampagne zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) dazu beitragen?

Wir müssen einfach alles tun, was möglich ist, um das Ruder irgendwie noch herumzureißen. Auch wenn die Situation manchmal hoffnungslos erscheint, gibt es ja auch immer noch einen Ausweg: Es gibt ja wissenschaftliche Modelle, die genau zeigen, was wir radikal ändern müssen, damit zumindest die totale Katastrophe nicht eintritt. Dafür müssen wir alles tun, was möglich ist, und als Gesellschaft die Größe des Problems verstehen. Jede Aktion, die dazu beiträgt, ist sinnvoll!

Klima

Drei Dinge für die Zukunft

Mein Tipp für andere

Ich finde es immer schwierig, Leuten konkrete Tipps zu geben. Das klingt dann schnell bevormundend. Statt zu sagen „Stell doch deine Heizung auf 18 Grad“ oder „Iss kein Fleisch mehr“ sollte man lieber vermitteln, dass es nicht schlimm ist, wenn man seinen Lebensstil nicht von heute auf morgen um 180 Grad dreht. Natürlich wäre das besser, aber für viele ist das einfach zu viel verlangt – mal abgesehen davon, dass es für viele finanziell schlicht nicht leistbar ist. Wichtig finde ich, sich mit seinem eigenen Verhalten auseinanderzusetzen und dann zu schauen, welche Dinge man verändern kann. Im Idealfall natürlich so schnell wie möglich, aber es ist immer besser, irgendwas zu machen als gar nichts – weil man etwa denkt, das ändert sowieso nichts. Jede noch so kleine Veränderung ist eine, die den richtigen Weg einschlägt! Das Gefährlichste wäre, wenn wir aufgeben und denken: Es ist eh zu spät.

Meine Vision für 2030 und 2050

Meine Hoffnung ist, dass wir bis 2030 unseren Lebensstil radikal verändern – und zwar freiwillig. Das ist nicht bequem, aber notwendig. Sonst werden wir später ohnehin gezwungen sein, es zu tun – dann nicht mehr freiwillig und vermutlich auf ziemlich schmerzhafte Weise. Aber der Wandel muss wirklich radikal sein: Kein Fleisch mehr, Tempolimit 120, keine Dieselautos mehr, keine innerdeutschen Flüge mehr und so weiter. Außerdem brauchen wir marshallplanmäßige Investitionen, um die Forschung voranzutreiben. Nur wenn wir das tun, können wir – vielleicht – 2050 unser Leben noch genießen, wenn wir gerade so an den 1,5 Grad Erderwärmung vorbeischrammen. Selbst das würde ja nicht schön, das dürfen wir dabei nie vergessen. Weshalb wir gleichzeitig viel mehr in Katastrophenvorsorge und -schutz investieren müssen, denn die Katastrophen, wie wir sie derzeit vermehrt erleben, kommen ja so oder so. Es geht schlicht und ergreifend darum, den Planeten lebenswert zu erhalten und unerträgliches Leid zu verhindern, wie es eine Fridays-for-Future-Aktivistin formuliert hat. Das haben viele Menschen leider noch nicht begriffen.

Mein dringlichstes Nachhaltigkeitsziel

Ich glaube, alle Ziele sind gleichermaßen wichtig. Wir müssen sie aber auch alle erreichen – und zwar so schnell wie möglich. Deshalb gibt es vielleicht manche, die allein dadurch, weil sie einen höheren Impact haben, aktuell wichtiger sind als die anderen. Aber ich würde es der Wissenschaft überlassen, hier Prioritäten zu setzen.