Nordrhein-Westfalen
Übergreifendes Ziel der Aktivitäten in Nordrhein-Westfalen (NRW) ist es, Bildung für nachhaltige Entwicklung in den Strukturen der Bildungsbereiche dauerhaft zu stärken. Sowohl eine eigene Fachstrategie für BNE als auch die Nachhaltigkeitsstrategie NRW tragen dazu bei.
Wie setzt Nordrhein-Westfalen Bildung für nachhaltige Entwicklung um?
Zur Unterstützung des Umsetzungsprozesses der BNE-Landesstrategie hat die Landesregierung die BNE-Agentur NRW als Fach- und Koordinierungsstelle für BNE in der Natur-und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA) eingerichtet. Sie unterstützt haupt- und ehrenamtlich Tätige in Bildungseinrichtungen mit einem umfangreichen Fortbildungsangebot, BNE in allen Bildungsbereichen umzusetzen und weiter zu entwickeln. Das 2018 von der BNE-Agentur gestartete Online-Portal bne.nrw hat sich zu einer zentralen Informations- und Vernetzungsplattform für Akteurinnen und Akteure der BNE in NRW entwickelt. Die partizipative Struktur der Plattform ermöglicht angemeldeten Bildungseinrichtungen, Initiativen und Netzwerken die aktive und selbständige Kommunikation von Terminen, Neuigkeiten und BNE-Bildungsangeboten. Nutzerinnen und Nutzer finden zudem Hintergrundinformationen zu verschiedenen Bildungsbereichen, nationalen und internationalen Programmen sowie zu den Angeboten der BNE-Agentur NRW.
Mit der Veranstaltungsreihe "BNE-Festival NRW" wird das vielfältige Engagement für BNE in NRW sichtbar gemacht und eine Kultur der Beteiligung an der weiteren Verankerung von BNE im Bildungswesen gestärkt. Die jährlich in Kooperation von Umweltministerium NRW und Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW mit Unterstützung der BNE-Agentur NRW organisierte Veranstaltung zieht an zwei Tagen rund 400 Teilnehmende an. Diese gestalten mit eigenen Beiträgen das Programm maßgeblich mit. Das BNE-Festival 2024 findet am 26./27.09. in Münster statt. Rückblicke auf vergangene Festivals sind auf dem BNE-Portal NRW zu finden.
Mit der Digitalen BNE-Werkstatt NRW bietet das Umweltministerium NRW gemeinsam mit der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW einen Online-Lernraum für BNE an. BNE-Aktive können hier Workshops oder andere Formate anbieten und ihre Themenschwerpunkte setzen. Hiermit wird Peer-to-Peer-Lernen zu relevanten BNE-Themen gestärkt und Herausforderungen des Online-Lernens aufgegriffen.
Ein landesweites Netzwerk von außerschulischen Umweltbildungseinrichtungen wird seit 2016 gefördert mit dem Ziel, auch in Kooperation mit anderen Partnerinnen und Partnern und Akteurinnen und Akteuren im Bereich der BNE ein flächendeckendes und qualitativ hochwertiges Bildungsangebot sicherzustellen. Grundlage sind die "Förderrichtlinien BNE-/ Umweltbildungseinrichtungen NRW" des Landesumweltministeriums.
Die Unterstützung der Qualitätsentwicklung und die BNE-Zertifizierung NRW außerschulischer Bildungseinrichtungen ist ein dauerhaftes Angebot der BNE-Agentur NRW. Sie bietet Fortbildung und Beratung für den Qualitätsentwicklungsprozess mit dem Ziel der Weiterentwicklung von Angeboten der Umweltbildung, der entwicklungspolitischen Bildung oder anderer Schlüsselbereiche hin zu BNE.
Auch der Gütesiegelverbund Weiterbildung e.V. bietet eine BNE-Spezifikation im Rahmen seines Qualitätsmanagementmodells für Einrichtung der gemeinwohlorientierten Weiterbildung an.
Mit dem in 2022 in Kraft getretenen novellierten Weiterbildungsgesetz NRW (WbG) ist BNE als gesetzliche Aufgabe der landesgeförderten Weiterbildungseinrichtungen verankert.
Auf dem Gebiet des Globalen Lernens unterstützt die Landesregierung Eine Welt Promotor*innen in Nordrhein-Westfalen. Gefördert werden regionale, fachliche sowie interkulturelle Promotorinnen und Promotoren der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit unter anderem im Bereich Jugend, Globales Lernen, Klima und Entwicklung sowie SDGs.
Bildung für nachhaltige Entwicklung in der schulischen Bildung
BNE in den Schulen Nordrhein-Westfalens hat bereits eine lange Tradition. BNE ist vielerorts im Unterricht, in Projekten, im Schulleben und durch Kooperationen mit außerschulischen Partnern verankert. Die Lehrpläne und Kernlehrpläne weisen eine Fülle möglicher Anknüpfungspunkte für BNE auf. In den sukzessiv vorgenommenen Überarbeitungen seit 2017 werden die beiden Querschnittsaufgaben Bildung für nachhaltige Entwicklung und Verbraucherbildung ausdrücklich berücksichtigt (siehe unten unter Leitlinie BNE). Das Schulministerium nimmt teil am "Schulprogramm" des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und hat in diesem Kontext eine Landeskoordination für Globales Lernen und BNE im Ministerium für Schule und Bildung (MSB) geschaffen.
Programmatische Grundlage für BNE in der Schule ist die im Auftrag des Schulministeriums auf der Grundlage einer empirischen Untersuchung der NRW-Kernlehrpläne entwickelte "Leitlinie BNE" (PDF, 846KB, Datei ist nicht barrierefrei). Sie dient als Orientierungshilfe für Lehrerinnen und Lehrer sowie als Grundlage für die sukzessiv erfolgende Aktualisierung und Überarbeitung von Lehrplänen und Kernlehrplänen sowie weiteren zentralen Dokumenten. In ihr wird ein pragmatisches BNE-Verständnis entwickelt, welches primär am fachlichen Lernen ansetzt und dabei unter anderem Merkmale und Zielsetzungen von BNE-Lernprozessen formuliert.
Flankiert werden diese Aktivitäten auch durch die im Jahr 2017 veröffentlichte Rahmenvorgabe zur Verbraucherbildung, in der die Förderung "reflektierter Konsumkompetenz" als fächerübergreifende Querschnittsaufgabe definiert wird. Insbesondere der Konsum bietet viele Anknüpfungsmöglichkeiten zu individuellen und gesellschaftlichen Optionen im Rahmen von BNE. Auch diese Rahmenvorgabe ist ein Referenzdokument bei der Überarbeitung neuer Lehrpläne und Kernlehrpläne.
Das gemeinsam vom Umwelt- und dem Schulministerium NRW getragene Landesprogramm "Schule der Zukunft" löste im Jahr 2020 die bisherige Landeskampagne ab. Der Neustart war verbunden mit einer konzeptionellen Überarbeitung, die eine stärkere Orientierung an den Sustainable Development Goals (SDGs) und an der 2019 verabschiedeten BNE-Leitlinie des NRW-Schulministeriums als curriculare Vorgabe zur Folge hatte. In jährlich stattfindenden Auszeichnungsfeiern werden die Schulen und Netzwerke von den Hausspitzen aus Schul- und Umweltministerium und der Präsidentin des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW für ihre fachliche Arbeit und ihr hohes Engagement ausgezeichnet. Schulen, Kindertagesstätten und Netzwerke werden bei einer Teilnahme am Landesprogramm darin unterstützt, BNE in die Unterrichts- und Schulentwicklung zu implementieren und Kooperationen mit außerschulischen Partnerinnen und Partnern gewinnbringend für das Schulleben zu nutzen.
Neben dem Landesprogramm "Schule der Zukunft" sind weitere Vorreiterschulen in Sachen BNE in NRW aktiv: FairTrade-Schulen, UNESCO-Projektschulen, Nationalparkschulen Eifel, Naturpark-Schulen und Verbraucherschulen. Hinzu kommen viele schulische Initiativen und Projekte, die sich für Menschenrechte, kulturellen Austausch, Völkerverständigung und demokratische Partizipation einsetzen.
Die Bildungspartnerschaft "Natur und Schule" wird ebenfalls gemeinsam vom Schul- und dem Umweltministerium getragen, und setzt einen Schwerpunkt im Bereich des naturwissenschaftlich-technischen Lernens und der Umweltbildung. Im Zentrum steht die Unterstützung von Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Bildungspartnern.
2022 wurde die landesweite Initiative "BNE-Lehrer-Fortbildung Stufe II", die beim fachlichen Lernen der Fächer/Lernbereiche Sachunterricht, Gesellschaftslehre, Naturwissenschaften, Arbeitslehre, moderne Fremdsprachen/Deutsch mit Fachtagen abgeschlossen. Die Ergebnisse wurden auf Fachtagen der einzelnen Fächergruppen vorgestellt, der letzte Fachtag der naturwissenschaftlichen Fächer und Technik findet am 8. März statt. Im Anschluss werden die Ergebnisse in der Zuständigkeit der Bezirksregierungen in die fachliche Lehrerfortbildung überführt. Dabei findet auch der Orientierungsrahmen Globale Entwicklung in seiner überarbeiteten Fassung Berücksichtigung. Die Umsetzung in die fachliche Lehrerfortbildung in allen Bezirksregierungen wird dann sukzessive ab dem Jahr 2023 erfolgen.
2023 begann die Einrichtung von Zukunftslandschaften, die modellhaft in ihrer Region Schulen bei der Umsetzung eines Whole School Approach unterstützen werden. Dabei wird besonders die Zusammenarbeit zwischen Schule, außerschulischen Bildungspartnern, Schulträger und Wissenschaft gefördert. Das Vorhaben wird von QUA-LiS im Auftrag des MSB gesteuert werden.
Darüber hinaus hat sich mit finanzieller Unterstützung des Umweltministeriums ein Hochschulnetzwerk für "BNE in der Lehrkräftebildung in NRW" unter der Leitung der Bergischen Universität Wuppertal gegründet. Darin arbeiten die lehramtsausbildenden Hochschulen in NRW zusammen, um die Verankerung von BNE in der akademischen Ausbildung von Lehrkräften weiter voranzubringen.
Gibt es Bezugspunkte zur Agenda 2030 und zum Nationalen Aktionsplan?
Sowohl die Nachhaltigkeitsstrategie NRW als auch die Entwicklungspolitischen Schwerpunkte des Landes sowie die BNE-Strategie leisten mit ihren zentralen Zielen einen Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 in Nordrhein-Westfalen. Inhalte, Ziele und Maßnahmen der Nachhaltigkeitsstrategie sind eng an der Systematik der SDGs ausgerichtet. Die Bedeutung von SDG 4 und von BNE für die Umsetzung aller weiteren SDGs wird mit einem eigenen Kapitel gewürdigt. Als Kernstück der Strategie wurde ein Katalog von 67 Zielen und Indikatoren beschlossen. Das Ziel "Bildung für nachhaltige Entwicklung ausbauen" wurde mit drei Indikatoren hinterlegt. Weitere Informationen auf dem Nachhaltigkeitsportal NRW.
Auch die zukünftigen Aktivitäten des Landes NRW sollen das übergreifende Ziel, BNE strukturell und dauerhaft in den einzelnen Bildungsbereichen zu verankern, weiter befördern. Außerdem werden sie das breite BNE-Engagement in NRW noch stärker sichtbar machen und die Beteiligungskultur stärken.
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