Die Nationale Plattform BNE stellt sich vor
Die Nationale Plattform BNE stellt sich vor
1. Was bedeutet Bildung für nachhaltige Entwicklung konkret für Sie?
"Für mich verfolgt Bildung für Nachhaltigkeit das Ziel, Menschen mit den Kompetenzen auszustatten, als mündige Bürgerinnen und Bürger Wirtschaft, Staat und Gesellschaft gestalten zu können. Genau diese Schnittstelle ist eine Einladung, sich nicht in den Tiefen eines Systems zu verlieren, sondern die Schnittstellen zwischen verschiedenen Systemen beleuchten zu können.
Die Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung darf nicht individualisiert werden, sondern muss dahin gelegt werden, wo sie wirksam ist: In die Öffentlichkeit. Deshalb sind Anleitungen zur Mülltrennung oder Appelle, nicht mehr zu fliegen, wenig zielführend. Nicht individuelle Verhaltensänderungen, sondern die Frage, wie wir als Gesellschaft eine nachhaltige Zukunft gestalten können, sollten Kern der Bildung für Nachhaltigkeit sein. Bildung für Nachhaltigkeit sollte nicht das Ziel haben, den besseren Menschen zu formen, sondern die politische Teilhabefähigkeit der Lernenden zu stärken. Deshalb ist es so wichtig, Herausforderungen an der Verbindungsstelle zwischen Naturwissenschaft und Gesellschaft zu vermitteln und gesellschaftliche Debatten in den Unterricht zu integrieren."
2. Was tun Sie als Mitglied der Nationalen Plattform BNE, um dieses Thema voranzubringen?
"Die Debatte um nachhaltige Lebenswelten und der Weg dorthin ist eine sensible. Sie ist ein permanentes Abwägen individueller und kollektiver Freiheitsrechte. Gleichzeitig werden vielfältige Ängste und Hoffnungen auf sie projiziert, weil der Diskurs häufig moralisierend und individualisierend geführt wird. Als Mitglied des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE) engagiere ich mich für systemische Lösungen, wie zum Beispiel Infrastrukturen für ein nachhaltiges Leben und Nutzen statt Besitzen attraktiv machen. Dabei spielt Bildung für Nachhaltige Entwicklung eine entscheidende Rolle, Menschen so zu emanzipieren, dass sie einen aktiven Part in dem Diskurs zu einer nachhaltigen Transformation spielen können."
3. Wie können wir bei der Umsetzung von BNE besser werden, um bis 2030 die globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen?
"Wir dürfen nicht zulassen, dass die Krisen der Gegenwart die notwendige Transformation in eine nachhaltige Zukunft bremsen. Deswegen sollten wir Bildung für nachhaltige Entwicklung noch systemischer verankern. Bürgerinnen und Bürger erfahren, dass Nachhaltigkeitsentscheidungen nur beschränkt in eigener Hand liegen und wir insgesamt nur rund für ein Drittel unserer CO2-Emissionen selbst verantwortlich sind und diese steuern können. Darum geht es bei Bildung für nachhaltige Entwicklung nicht nur um Eigenverantwortung, sondern auch um politische Partizipation. Diese beiden Seiten zu beleuchten und Lösungsansätze zu finden, ist eine wesentliche Aufgabe in der Bildung für nachhaltige Entwicklung."