Tag 2: Bildung für nachhaltige Entwicklung – Unsere Akteurinnen und Akteure: Das Institut Futur der Freien Universität Berlin : Datum:
Anlässlich der "Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit" wird jeden Tag ein Bildungsbereich durch eine Institution aus der vielseitigen BNE-Landschaft vorgestellt. Heute: Das Institut Futur der Freien Universität Berlin
Macht Nachhaltigkeit Schule? Ein Kommentar aus dem nationalen BNE-Monitoring.
Dass Nachhaltigkeit eine wichtige Bedeutung auch im Bildungssystem hat, ist nicht zuletzt seit den Aktivitäten von Fridays und Students for Future deutlich. Ein umfassender Schutz von Klima und Biosphäre sowie eine sozial gerechte Verteilung von begrenzten Ressourcen sind Herausforderungen, die nahezu alle Bereiche des privaten und gesellschaftlichen Lebens betreffen. Daher fragt sich, ob Schule in Deutschland Heranwachsende gut auf diese Herausforderungen vorbereitet.
Einerseits zeigen die Untersuchungen des nationalen BNE-Monitorings am Institut Futur der Freien Universität Berlin, dass Nachhaltigkeit zunehmend Eingang in Gesetze und Lehrpläne aller Bundesländer findet (Holst & Brock 2020). Gleichzeitig sind diese Trends aus Sicht von über 3.000 im Rahmen des Monitorings befragten Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern bei weitem nicht ausreichend: Sowohl Lehrende als auch Lernende wünschten sich 2018 eine Verdreifachung der Zeit, mit welcher sie sich in ihrem Bildungsalltag mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen (Brock & Grund 2018, Grund & Brock 2018). Zudem gaben ungefähr ein Drittel der Schülerinnen und Schüler und etwa die Hälfte der Auszubildenden an, Nachhaltigkeit in ihren Bildungseinrichtungen noch nie begegnet zu sein.
Was bedeutet dieser Mangel an praktischer Umsetzung vor dem Hintergrund der ambitionierten Zielstellungen von UNESCO, Bund und Ländern? Eine erneute Befragung von Lehrenden und Lernenden im Frühjahr 2022 wird zeigen, ob sich der politische Aufschwung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz in den vergangenen Jahren in Schulen wiederfindet. Gleichzeitig können aus den bisherigen Untersuchungen des Monitorings schon konkrete Zukunftspfade abgeleitet werden. So erfordert eine Übersetzung von BNE in Schulpraxis mehr als eine Aufnahme in die Lehrpläne: Es bedarf Strukturen für Nachhaltigkeit vor Ort, eine systematische Ausrichtung der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften auf Nachhaltigkeit und nicht zuletzt ein Verständnis von Nachhaltigkeit als zentrales Paradigma guter Bildung im 21. Jahrhundert. Während BNE bisher häufig als Ergänzung zu bestehenden Aufgaben verstanden wird, bedeutet dies vielmehr, dass gesamte Bildungseinrichtungen in ihren regionalen Umfeldern zu Erlebnis- und Lernräumen gelebter Nachhaltigkeit werden (Whole Institution Approach).
Während Nachhaltigkeit als zentrale gesellschaftliche Herausforderung also zunehmend Eingang in die formalen Strukturen von Schule findet, zeigen die Studien ebenfalls, dass eine tiefgreifende Integration von Nachhaltigkeit in Schule weiterhin und zusätzlichem Engagement bedarf – in Ministerien, Verwaltungen, von Schulleiterinnen und Schulleitern, Lehrerinnen und Lehrern, Schülerinnen und Schülern, Familien, regionalen Partnern und Verbänden.
Weitere Informationen zum BNE-Monitoring sowie aktuelle Veröffentlichungen finden Sie HIER.