Nationaler Preis – Bildung für nachhaltige Entwicklung: Das sind die Preisträgerinnen und Preisträger 2022! : Datum:
Am 18. Mai 2022 haben das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche UNESCO-Kommission 2022 erstmalig den "Nationalen Preis – Bildung für nachhaltige Entwicklung" vergeben. Nominiert waren 19 Akteurinnen und Akteuren, die sich in besonderer Weise für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) einsetzen. Eine hochrangig besetzte Jury mit großer BNE-Expertise wählte je drei Akteurinnen und Akteure in den Kategorien "Lernorte", "Multiplikatorinnen und Multiplikatoren" sowie "Bildungslandschaften" und vergab zudem einen "BNE-Newcomer-Preis". Insgesamt wurden somit zehn Preise verliehen, die jeweils mit einem Preisgeld von 10.000,- Euro dotiert sind.
Als Gastgeberin und Gastgeber der feierlichen Preisverleihung in der Kulturbrauerei in Berlin würdigten Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, und Prof. Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO Kommission, das nachhaltige Engagement aller Nominierten und übergaben den Gewinnerinnen und Gewinnern ihre Urkunden und Trophäen persönlich. Verliehen wurden zehn Trophäen, gestaltet aus dem Upcycling-Material von ausrangierten Kletterseilen, die symbolisch für den Geist von Aufbruch und Tatendrang der Gewinnerinnen und Gewinner stehen.
Dr. Jens Brandenburg betonte in seinem Grußwort zu Beginn der Veranstaltung die Relevanz von BNE angesichts der aktuellen weltpolitischen Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen und wenig fortschrittliche Lebensweisen. "Deshalb ist BNE wichtig. Und deshalb ist mir auch diese Preisverleihung ein besonderes Anliegen. Sie soll denjenigen den Rücken stärken, die die Bildung für nachhaltige Entwicklung voranbringen. Mit viel Engagement, viel Kraft und Zeit", so der Staatssekretär. Brandenburg lobte das Engagement aller Nominierten und Ausgezeichneten: "Sie gehen voraus und unterstützen andere dabei, den Zauber von Neuem zu entdecken." Bildung sei elementar, wenn es darum gehe, neue nachhaltige Lebensweisen zu ermöglichen, so der Staatssekretär weiter: "Mit Bildung gelingt nachhaltiger Fortschritt. Mehr Aufbruch in eine neue Zeit, in der Klimaneutralität und Nachhaltigkeit selbstverständlich sind. Deswegen setzen wir auf BNE." Die beachtliche Zahl von über 160 Bewerbungen zeige, wie viel in der BNE-Szene aktuell passiere. Deswegen sei es gut, dass der "Nationale Preis – Bildung für nachhaltige Entwicklung" ab jetzt jährlich verleihen werde, betonte Brandenburg. "Wir stärken damit Bildung für nachhaltige Entwicklung und geben ihr mehr Sichtbarkeit und hoffentlich mehr Zulauf und Wirkkraft in allen Bildungsbereichen."
Prof. Dr. Maria Böhmer unterstrich in ihrem Grußwort, dass der erstmals verliehene "Nationale Preis – Bildung für nachhaltige Entwicklung" BNE einen großen Schub geben solle. Das Bildungskonzept BNE solle kontinuierlich in allen Bildungsbereichen verstetigt werden, so die Präsidentin der Deutschen UNESCO Kommission. Der Preis solle auch dazu beitragen, dass die bestehenden BNE-Aktivitäten in Deutschland sichtbar zu machen, Prof. Dr. Böhmer weiter. "Alle, die es bis hierher geschafft haben, die stehen mit auf dem Treppchen. Sie alle sind Vorbilder. Sie zeigen, wie wir durch selbstbestimmtes Handeln gemeinschaftlich die globalen Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können", betonte Prof. Dr. Böhmer.
Durch den Abend führte Janine Mehner, Moderatorin und Journalistin mit Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit. Das Abendprogramm war reich gefüllt mit einem musikalischen Beitrag von FETSUM und einem Poetry-Slam-Beitrag des Jugendforums "youpaN". In ihrem Poetry-Slam-Beitrag machten drei youpaN Mitglieder darauf aufmerksam, dass jeder Einzelne und jede Einzelne einen Beitrag zum Wandel hin zu einer nachhaltigen Lebensweise vollziehen könne und mahnten die Politik, mit "Herz und Verstand endlich Mut zu fassen", um eine nachhaltige Lebensweise auch von politischer Seite zu unterstützen. Unter den Gästen waren auch Mitglieder des Bundestages, u.a. auch Mitglieder aus dem Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung im Bundestag.
Bei positiver Stimmung und Hintergrundmusik wurde im Anschluss an die Preisverleihung bis in die späten Abendstunden gemeinsam gefeiert und genetzwerkt.
Die Siegerinnen und Sieger 2022 sind:
Kategorie Lernorte
KarlsruherInstitut für Technologie (KIT)
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) – die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft – trägt mit Forschung, Lehre und Innovation maßgeblich zu einer nachhaltigeren Zukunft bei. Hierbei hat es den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen im Blick. Mit über 9.000 Beschäftigten und 23.000 Studierenden ist das KIT eine global bis regional agierende Wissenschaftseinrichtung. Als Lernort qualifiziert und sensibilisiert das KIT junge Menschen in relevanten Disziplinen auf höchstem Niveau. Ziel ist die Ausbildung verantwortungsbewusst und nachhaltig handelnder Akteure für eine Transformation in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft. In ihrem akademischen Leben, ihrem Beruf und in ihrem gesellschaftlichen Wirken können sie dieses Wissen gewinnbringend einsetzen und zu nachhaltigen Entwicklungen beitragen.
KIT - Karlsruher Institut für Technologie
Das Klimahaus Bremerhaven nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Weltreise rund um den achten östlichen Längengrad. In der Ausstellung werden verschiedene Klimazonen und deren Lebensbedingungen mit allen Sinnen erfahrbar – von der Kälte des antarktischen Sommers bis zur tropischen Schwüle auf der Südseeinsel Samoa. So erzählt jede Reisestation ihre eigene Geschichte und zeigt, welche Auswirkungen des Klimawandels bereits spürbar sind und in Zukunft spürbar sein werden. Zudem ist dem Thema Nachhaltigkeit mit dem World Future Lab ein eigener Ausstellungsbereich in der Wissens- und Erlebniswelt gewidmet.
Als außerschulischer Lernort verfolgt das Klimahaus das Ziel, Menschen emotional zu berühren, um Wertschätzung für die Vielfalt zu fördern, sowie zum Handeln für nachhaltige Entwicklung zu motivieren und zu befähigen.
http://klimahaus-bremerhaven.de
Der "Landweg e.V." betreibt eine Grundschule mit Kinderhaus, in der ganzheitlich Bildung für nachhaltige Entwicklung gelebt wird. Ziel des reformpädagogisch ausgerichteten Konzeptes ist es, Kinder zum selbstbestimmten und zukunftsorientierten Entscheiden und Handeln zu befähigen. Globales und kooperatives Lernen vom großen Ganzen bis zum kleinen Detail, jahrgangsübergreifende Gruppen, fächerübergreifender Epochenunterricht sowie eine an Nachhaltigkeitskriterien orientierte Material- und Raumgestaltung sind dabei wesentliche Merkmale. BNE ist in der pädagogischen Ausrichtung allgegenwärtig, und auch in der Bewirtschaftung des Hauses wird nachhaltig agiert. Herzstück ist dabei die Vollwertküche, in der täglich frisch mit regionalen und saisonalen Zutaten gekocht wird. Durch Mitwirken in regionalen und überregionalen Netzwerken werden Erfahrungen geteilt und BNE-Ziele weitergegeben.
Kategorie Multiplikator*innen
Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung (Wiesbaden, Hessen)
Das Projekt "Grenzenlos - Globales Lernen in der beruflichen Bildung" des World University Service (WUS) ist ein überregionales Netzwerk. Berufsbildende Schulen erhalten ein kostenfreies BNE-Angebot, um den Unterricht attraktiver zu gestalten. Qualifizierte und zertifizierte ausländische Studierende aus Afrika, Asien und Lateinamerika sind die Wissensvermittler im Unterricht. Diese Grenzenlos-Aktive bringen die BNE-Themen in den Unterricht berufsbildender Schulen und sensibilisieren die Lernenden für Nachhaltigkeitsthemen. Zudem werden BNE-Lehrkräftefortbildungen angeboten und aktive Schulen erhalten für ihr Engagement das Schulsiegel zur "Grenzenlos-Schule". Institutionelle Akteure im Netzwerk sind die Länder Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland sowie auf Bundesebene das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
KinderKulturKarawane – CREACTIV für Klimagerechtigkeit (Hamburg)
Das Büro für Kultur- und Medienprojekte gGmbH ist seit 1996 mit internationalen Kulturprojekten im Bereich BNE/Globales Lernen tätig. Die Initiative arbeitet bundesweit mit lokalen Netzwerken zusammen (Schulen, NRO, Behörden). Die KinderKulturKarawane nutzt den Ansatz des kulturellen peer-to-peer-Lernens: Junge Gruppen von Künstlerinnen und Künsteln aus dem Globalen Süden präsentieren ihre Sicht von Armut, Klimawandel, Krieg oder Flucht und leiten Workshops, in denen sie mit Gleichaltrigen über globale Themen und die SDGs ins Gespräch kommen. Gemeinsam werden künstlerische Präsentationen und kreative Aktionen zu Klimagerechtigkeit entwickelt und in Schulen und Stadtteilen präsentiert.
KinderKulturKarawane – Eine Bühne für die Jugend der Welt
Das netzwerk n engagiert sich für einen Wandel an Hochschulen im Sinne einer sozial-ökologischen Transformation. Als gemeinnütziger Verein aus vorwiegend studentischen Mitwirkenden verändern sie die Institutionen, an denen sie wirken: Dafür verankern sie
gemäß dem Whole Institution Approach Nachhaltigkeit in den Strukturen, Lehre, Forschung, Transfer und Betrieb der Hochschulen. Vom Wissen zum Handeln – diesen kompetenzorientieren Bildungsansatz stärkt das netzwerk in den Hochschulen, indem sie Studierende befähigen, mit den Herausforderungen in anstehenden Transformationsprozessen gestalterisch umzugehen. Durch haupt- und ehrenamtliche Projekte bildet der Verein im Peer-to-Peer-Ansatz Studierende zu Multiplikator:innen aktueller und anstehender Transformationsprozesse aus.
Kategorie Bildungslandschaften
Initiative Hamburg lernt Nachhaltigkeit (Hamburg)
Hamburg lernt Nachhaltigkeit (HLN) wurde 2005 gegründet und ist ein Zusammenschluss aus Hamburger Behörden und der Zivilgesellschaft. Mit zahlreichen Aktivitäten beteiligte sich Hamburg mit HLN an der UN-Dekade BNE 2005-2014 und wurde u.a. bereits als "Stadt der Weltdekade", "UN-Dekade-Maßnahme" und mit dem Japan-Preis der UNESCO ausgezeichnet. Die UNESCO hat Hamburg als eine von nur vier Städten weltweit zum "Key-Partner" für das Weltaktionsprogramm BNE (2015- 2019) benannt. In den letzten Jahren haben die HLN-Akteure den "Hamburger Masterplan BNE 2030" entwickelt, eine Strategie zur strukturellen Verankerung von BNE in allen Bildungsbereichen. Dieser wurde 2021 vom Hamburger Senat beschlossen und wird seitdem umgesetzt. Für eine bessere Vernetzung wird der Aktionsplan mit Beispielen aus allen Bildungsbereichen 2022 als interaktive App weiterentwickelt.
http://www.hamburg.de/nachhaltigkeitlernen
Stadt Münster (Münster, Nordrhein-Westfalen)
Mit der Nachhaltigkeitsstrategie 2030 leistet Münster seinen Beitrag zur globalen Agenda 2030. Ein wesentliches Ziel ist die Verankerung von BNE als fester Bestandteil in Verwaltung, Wirtschaft, (Hoch-)Schulen, Kindertagesbetreuung und sonstigen Bildungseinrichtungen. Sowohl der Nachhaltigkeitsprozess, die Betreuung des Nachhaltigkeitsbeirats als auch die städtischen Aktivitäten als BNE-Regionalzentrum und BNE-Modellkommune sind seit 2018 in der städtischen Fachstelle Nachhaltigkeit angesiedelt. Diese ist vor kurzem durch das Land NRW als BNE-Einrichtung zertifiziert worden. Durch die Vernetzung der unterschiedlichsten BNE-Akteurinnen und Akteuren im BNE-Netzwerk, Weiterbildungsangeboten für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie mit der Durchführung von gemeinsamen Bildungsprogrammen wird BNE in Münster gefördert und etabliert.
https://www.stadt-muenster.de/nachhaltig
Stadt Freiburg (Freiburg, Baden-Württemberg)
Freiburg ist BNE Modellkommune und zählt zahlreiche Initiativen, Akteurinnen und Akteure, die sich für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen. Der "Freiburger BNE-Fonds", die "Freiburger Initiative für den Ausbau der BNE" und das "Das Netzwerk Nachhaltigkeit lernen" sind nur einige Beispiele dafür. Als BNE Modellkommune hat Freiburg im Juli 2021 eine Zielvereinbarung mit dem BNE Kompetenzzentrum unterschrieben. Die Stabstelle Freiburger Bildungsmanagement fungiert als Schnittstelle zwischen kommunalen und zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren des BNE-Netzwerks. Auch weitere städtische Dienststellen, etwa das Nachhaltigkeitsmanagement, unterstützen Projekte mit BNE-Bezug.
BNE-Newcomer-Preis
Ernährungsrat Oldenburg (Oldenburg, Niedersachsen)
Der Ernährungsrat Oldenburg ist ein Zusammenschluss aus Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft, der Ernährungs- und Landwirtschaft und der Politik, der sich zum Ziel gesetzt hat, zukunftsfähige Strukturen für eine regionale, ökologische und gerechte Versorgung mit Nahrungsmitteln in und um Oldenburg aufzubauen. Als fünfter Ernährungsrat in Deutschland und als erster in Niedersachsen gründete sich der Ernährungsrat Oldenburg im Oktober 2017. Neben der engen Zusammenarbeit mit der Stadtpolitik und –verwaltung initiiert er verschiedene Bildungsprojekte, um die Menschen in Oldenburg für das Thema einer zukunftsfähigen Ernährung zu sensibilisieren und ein Umdenken anzustoßen. Hierzu gehören Projekte des urbanen Gärtnerns, Hofbesuche zum Aufbau von Erzeuger-Verbraucher-Beziehungen, Aktionen gegen Lebensmittelverschwendung oder Projekte zur Verbesserung der Schulverpflegung.