BNE im Bildungssystem: Nachhaltigkeit bisher nur ein "Add-on" : Datum:
Das Nationale BNE-Monitoring an der Freien Universität Berlin hat eine neue Studie zu "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (BNE) und Nachhaltigkeit in Schule, Frühkindlicher Bildung, Beruflicher Bildung und Hochschule veröffentlicht. Darin wird klar: es ist noch einiges zu tun, um BNE tiefgreifend im Bildungssystem zu verankern.
In SDG 4.7 ist festgehalten, dass Bildung bis 2030 alle Menschen in die Lage versetzen soll, aktiv zur Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft beitragen zu können. Das Monitoring-Team am Institut Futur der Freien Universität Berlin hat nun eine wissenschaftliche Publikation zur Messung der strukturellen Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und Nachhaltigkeit im deutschen Bildungssystem veröffentlicht. Dazu untersuchten Jorrit Holst, Dr. Mandy Singer-Brodowski, Dr. Antje Brock und Prof. Dr. Gerhard de Haan über 11.000 Dokumente aus den Bereichen Frühkindlicher Bildung, Schule, Beruflicher Bildung und Hochschule.
Vorgestellt wird im Fachartikel eine Methodik zur Messung von SDG 4.7 auf Ebene der Verankerung in Dokumenten (Input-Indikator). Die Analyse beleuchtet Muster der BNE-Verankerung in allen Bildungsbereichen systematisch in Bezug auf Qualität und Tiefe sowie hinsichtlich der Geschwindigkeit der Aufnahme von BNE und verwandten Konzepten. Im Beitrag in der internationalen Fachzeitschrift Sustainable Development werden einerseits die Methode und ihre vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten in Wissenschaft, Politik und Praxis dargelegt. Andererseits wird aus der Anwendung in Deutschland in Bezug auf die vier Teilindikatoren des internationalen Indikators für SDG 4.7 berichtet (Mainstreaming von BNE in politischen Dokumenten, Curricula, der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrenden sowie in Prüfungen).
Die Studie des nationalen BNE-Monitoring zeigt, dass inzwischen in zentralen Dokumenten aller Bildungsbereiche auf BNE und verwandte Konzepte Bezug genommen wird. Die Verankerung von BNE im deutschen Bildungssystem beschreiben die Autorinnen und Autoren als „dynamisch“. Gleichzeitig wird deutlich, dass Nachhaltigkeit und BNE bislang im deutschen Bildungssystem zumeist eine eher nebengeordnete Rolle spielen und als "Add-on" behandelt werden. Konkret heißt das: Nachhaltigkeit wird als Zusatzaufgabe verstanden, die den Kern des Bildungssystems bislang kaum betrifft. Die Studie weist vor diesem Hintergrund darauf hin, dass noch einiges getan werden muss, um die von Bund, Ländern und den Vereinten Nationen gesetzten Ziele – unter anderem die Befähigung aller Menschen für eine Nachhaltige Entwicklung bis 2030 – zu erreichen. Eine besonders große Lücke zeige sich im Bereich Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrenden aller Bildungsbereiche. Besonders positive Entwicklungen seien in den letzten Jahren unter anderem in den Ordnungsmitteln der Beruflichen Bildung oder bei den Hochschulgesetzen und Zielvereinbarungen zu verzeichnen.
Die aktuelle Veröffentlichung finden Sie hier: Bericht.
Ansprechpartner: Jorrit Holst, Institut Futur der Freien Universität Berlin, E-Mail: Holst@institutfutur.de
Nationales Monitoring zu Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
Ziel des Nationalen BNE-Monitoring ist die Erfassung von Stand und Prozess der Verankerung und Umsetzung von Nachhaltigkeit und BNE im deutschen Bildungssystem. Neben Analysen von Dokumenten werden verschiedene qualitative und quantitative Studien durchgeführt. Die Freie Universität Berlin führt das BNE-Monitoring seit 2015 am Institut Futur unter Leitung des Bildungsforschers und wissenschaftlichen Beraters zum UNESCO-Programm "ESD for 2030", Prof. Dr. Gerhard de Haan, durch. Regelmäßig erscheinen Studien etwa zu Nachhaltigkeit und BNE in den Bereichen frühkindlicher Bildung, Schule, Beruflicher Bildung, Hochschule, non-formaler Bildung und weiteren.
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