UNESCO beschließt neue Weltbildungsempfehlung : Datum:
Die UNESCO-Generalkonferenz hat am 9. November 2023 die Empfehlung zur Bildung für Frieden, Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung verabschiedet.
Mit dieser Empfehlung wurde ein Grundsatzpapier veröffentlicht, das einen Fahrplan für die Bildungspolitik des 21. Jahrhunderts darstellt. Es formuliert Leitlinien für die Gestaltung von Bildungssystemen und Bildungsinhalten auf der ganzen Welt und enthält einen zwischen allen Staaten der Welt vereinbarten Kanon von zwölf Kompetenzen, die Bildung vermitteln soll.
Zentral in der neuen Weltbildungsempfehlung ist ein Friedensverständnis, das nicht nur die Abwesenheit von Krieg und Gewalt bedeutet, sondern einen Prozess meint, in dem Menschen gemeinsam gerechte und inklusive Gesellschaften schaffen. In diesem Prozess kommt der Bildung eine wichtige Rolle zu: Sie soll allen Menschen das Verständnis vermitteln und das Werkzeug an die Hand geben, um in Frieden zu leben. Bildung solle außerdem – so das Ziel Nummer fünf – dazu beitragen, gegen Rassismus, Xenophobie, Hass und Gewalt, Diskriminierung und Intoleranz vorzugehen.
Dazu werden in den Zielen der Empfehlung zwölf Kompetenzen, Werte und Verhaltensweisen genannt, die Bildung vermitteln soll (S. 6–7):
- Analytisches und kritisches Denken;
- Die Kompetenz als Change Agents handeln, entstehende Chancen und Bedrohungen verstehen und auf sie reagieren zu können;
- Diversität anerkennen und respektieren;
- Ein Bewusstsein für die eigenen Werte, Wahrnehmungen und Handlungen und die Fähigkeit, diese kritisch zu hinterfragen;
- Ein Sinn für die Verbundenheit und Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen und diversen Welt und Menschheit zu fühlen;
- Die Motivation, das Vertrauen und die Fähigkeit auf Herausforderungen effizient, proaktiv und verantwortungsbewusst reagieren zu können, bei gleichzeitiger Fähigkeit mit Risiken und Unsicherheiten umgehen zu können (Resilienz);
- Die Kompetenz, fundierte Entscheidungen treffen zu können;
- Teamfähigkeit;
- Die Kompetenz, sich in einer schnell verändernden Umgebung anpassen und Ideen in Handlungen übersetzen zu können;
- Die Fähigkeit, ethisch und verantwortlich zu handeln und am zivilgesellschaftlichen Leben teilzunehmen;
- Die Kompetenz, Konflikte friedlich lösen zu können;
- Medien- und Informationskompetenz sowie digitale und kommunikative Kompetenzen, um Informationen kritisch hinterfragen und Falschinformationen erkennen zu können.
Bereits in der Präambel der Empfehlung wird auf die Wichtigkeit eingegangen, die Bildung bei der Befähigung von Einzelpersonen, Gemeinschaften und Gesellschaften mit Blick auf globale Herausforderungen zukommt. Bildung solle auch dazu befähigen, für eine nachhaltige Entwicklung aktiv zu werden und BNE 2030 umzusetzen. Explizit wird auch die Berliner Erklärung genannt, die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) als Schlüssel für die Erreichung aller 17 globalen Nachhaltigkeitsziele betont (S. 2–3).
Nicht zuletzt spricht sich die Weltbildungsempfehlung für ein breites Verständnis von Bildung aus. Bildung soll in den entsprechenden Einrichtungen nicht nur gelehrt, sondern auch gelebt werden und außerdem – idealerweise lebenslang – auch außerhalb von Kitas, Schulen und Universitäten stattfinden. Damit kommt dem Bildungsbereich des non-formalen und informellen Lernens eine wichtige Funktion bei der Ausbildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu.
Hintergrund
Die gerade einstimmig verabschiedete und von einem breiten internationalen Konsens getragene UNESCO-Empfehlung zur Bildung für Frieden, Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung basiert auf der ersten Weltbildungsempfehlung von 1974. Sie ist Handlungsrahmen für die Weiterentwicklung der Bildungssysteme der internationalen Staatengemeinschaft, die zwei Jahre lang über die neue Weltbildungsempfehlung beraten hat. Alle vier Jahre legen die UNESCO-Mitgliedstaaten nun dem Exekutivrat der UN-Bildungsorganisation einen Bericht über die Umsetzung der Empfehlung vor.
Weitere Informationen
Pressemitteilung der Deutschen UNESCO-Kommission zur Verabschiedung der neuen Weltbildungsempfehlung